Weg durch Vologda
V. könnte längst schon Stellvertreter im Magazin Vologda sein und sich das eine oder andere Scheinchen vom Hamsterkäufer zustecken lassen. Aber er steht lieber zitternd auf dem Schlammweg beim Konom, für den die Stadt immer noch kein Geld übrig hat: Das ist nicht sein Leben. Besser in der Verblödung eines Fabrikjobs langsam eingehen als in einem Parteinarzißmus den Ausputzer geben.
Er spuckt die Sonnenblumenschalen aus und steckt sich -Luxus- eine Zigarillo an. Die Nachbarn glauben, er sei so ein Eingebildeter aus Leningrad. Sicher hat man ihn auch schon bei einem der hunderttausend Wächter des Wolfs angeschwärzt. Er geht weiter seinen Weg durch Schlamm und Eis.
Vorbei an 60 Jahre alten Asbestplatten, krummen Gartenzäunen, Hundegebell. Alina winkt ihm zu, erfüllt von Sehnsucht nach Ikea und Gum. Weites Land...
Ja: Etwas wird schon dran sein, an der Nächstenliebe oder an der anderen Schrottreklame von Ordnung und Recht der Herrschaft. Aber er sieht nur die grauen Fassaden von Kremlgesichtern, das nach allen Seiten schnüffelnde Mißtrauen von Alt und Jung. Er hört nur das Kreischen und Knirschen in den Predigten der neuen Propaganda, Personenkult und Metropolit. Und er schaudert, wenn er das schwarze Mafiadress der Polizisten sieht, die von der Schicht im Freiheitsknast zurückkommen, die Hand lässig, lustig am Totschläger.
Aufgedunsene Gesichter, riesige schweißtriefende Bäuche, Schnäpse und vaterländische Lieder in der Sauna. Gesundes Leben. Ja, tagsüber wollen sie nichts als Frieden, Wohlstand und Ruhe. Ansonsten wird gesoffen und gejohlt bis zum Schnarch, die tiefgründige Seele, die den Verstand erdrückt. Bomben auf Charkov.
Wer redet ein Wort von Mensch zu Mensch? Und: ist es in Deiner Jugend und Straße anders?
11.3.22
V. könnte längst schon Stellvertreter im Magazin Vologda sein und sich das eine oder andere Scheinchen vom Hamsterkäufer zustecken lassen. Aber er steht lieber zitternd auf dem Schlammweg beim Konom, für den die Stadt immer noch kein Geld übrig hat: Das ist nicht sein Leben. Besser in der Verblödung eines Fabrikjobs langsam eingehen als in einem Parteinarzißmus den Ausputzer geben.
Er spuckt die Sonnenblumenschalen aus und steckt sich -Luxus- eine Zigarillo an. Die Nachbarn glauben, er sei so ein Eingebildeter aus Leningrad. Sicher hat man ihn auch schon bei einem der hunderttausend Wächter des Wolfs angeschwärzt. Er geht weiter seinen Weg durch Schlamm und Eis.
Vorbei an 60 Jahre alten Asbestplatten, krummen Gartenzäunen, Hundegebell. Alina winkt ihm zu, erfüllt von Sehnsucht nach Ikea und Gum. Weites Land...
Ja: Etwas wird schon dran sein, an der Nächstenliebe oder an der anderen Schrottreklame von Ordnung und Recht der Herrschaft. Aber er sieht nur die grauen Fassaden von Kremlgesichtern, das nach allen Seiten schnüffelnde Mißtrauen von Alt und Jung. Er hört nur das Kreischen und Knirschen in den Predigten der neuen Propaganda, Personenkult und Metropolit. Und er schaudert, wenn er das schwarze Mafiadress der Polizisten sieht, die von der Schicht im Freiheitsknast zurückkommen, die Hand lässig, lustig am Totschläger.
Aufgedunsene Gesichter, riesige schweißtriefende Bäuche, Schnäpse und vaterländische Lieder in der Sauna. Gesundes Leben. Ja, tagsüber wollen sie nichts als Frieden, Wohlstand und Ruhe. Ansonsten wird gesoffen und gejohlt bis zum Schnarch, die tiefgründige Seele, die den Verstand erdrückt. Bomben auf Charkov.
Wer redet ein Wort von Mensch zu Mensch? Und: ist es in Deiner Jugend und Straße anders?
11.3.22
Kommentare
Kommentar veröffentlichen