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Es werden Posts vom November, 2017 angezeigt.

Über Ermahnungen

Den Tag vorbereitend Ich werfe die Tagesdecke über die Kissen. Ich habe dabei eine gute Technik entwickelt, das Luftpolster unter der hochgeworfenen Decke zu nutzen. Oft muß ich nicht mehr zum Kopfende kriechen, um die Ecken zu richten. Trotzdem höre ich eine hohe weibliche Stimme schimpfen und ziehe den Kopf ein. Das Schimpfen kommt ohne Umweg aus der Kindheit. Ich habe damals keine Betten gemacht. Aber Schimpfe gab es genug. Meine Mutter ist schon lange tot und viel länger bin ich erwachsen, eigenes Ich. Längst hätte ich mich lösen können. Daß es nicht geschehen ist, schiebe ich nicht auf meine Mutter, noch schimpfe ich mich dafür. Ich nehme lediglich mit einem bedauernden Staunen wahr, daß ich noch immer solche "Stimmen höre". Irgendwann muß sich das unangenehme Erleben und/oder die zugehörige Furcht in meinem Handeln verbacken haben. Es ist vom Schmerz her auch kaum spürbar. Aber es wäre wohl schön, ganz frei davon zu sein. Vielleicht wäre solche Befreiung auch nicht

Jirgl schreibt nur noch für die Schublade

Entsetzen im Betrieb. Einer erklärt seine Unlust. Wie viele Tausende sind ebenso gut, begeisternd? Wie viele Hunderte sind ebenso lanweilig? Und schreiben ebenso für die Schublade. Sie würden gerne auch ein paar Preise absahnen. Ist es nun schade? Ich weiß nicht, habe nichts von ihm gelesen. Bei Tausenden ist es jedenfalls schade. Was seinen Narzißmus betrifft? Eine Volkskrankheit wie ihr Pendant Depression, die mit ihm grassiert und wächst. Und die Aufregung? Reklame umgekehrt. 29.11. 17

Dunkel geworden

Du nagst an Deiner Trauer, da bricht der Monat November ein mit seiner Massendepression. Überall Dauerregen von Enttäuschungen, Bitterkeiten. Die Mundwinkel ziehen graues Denken aus den Pfützen. Graue und schwarze Mäntel umzingeln Dich. Ist es ein Wunder, daß Weihnachten mit Fluten von Licht und Glühwein einschießt? Hans Lang, die Stang - als Guck-in-die-Luft zu oft gestolpert - rafft sich auf und geht vor die Tür. Was, seh ich recht? Das da vorne ist doch die Depression, die auf die Trauer einhaut! Und die, nicht faul, zieht ihre Gegnerin Richtung Gully. Hans entsetzt: "Aufhören, aufhören, Ihr kriegt mich schon! Aber nicht dieses Jahr!" Sie reißen sich schon am helllichten Tag um ihn! Aber er muß noch die Hälfte der Sorgenkladde abarbeiten und will auch noch das Jubiläum seiner Frühlingsdepression feiern. Das hier ist doch kiki. Um diese Jahreszeit herum gehen seine Sehnsüchte ohnehin auf kurzen Beinen, da fallen die Enttäuschungen ziemlich flach aus. Außerdem

Philosophie des gemeinschaftlichen Schweigens

„Arno Schmidt. Eine Bildbiographie“ – Buchvorstellung und Lesung mit Jan Philipp Reemtsma, Fanny Esterházy, Joachim Kersten und Bernd Rauschenbach in Karlsruhe Ich war dabei. Ein Heldenhgedenken für ein Werk von Sammlung und Collage. Ekel vor und Verachtung des Menschen in einer Breccie von Laut und Wort. Backsteine von Büchern, aufgetürmte Zinsen unermüdlicher Reklame. Nicht selten im Geschäft. Vier Umstände: Bewerbung bei der SS, unklare Büro-Tätigkeit (sehr gute Englisch- Kenntnisse) im Krieg in Norwegen bei direktem Draht nach Berlin, 45 Flucht in den Kriegsdienst, Änderung des Geburtsdatums. Zur Bewerbung bei der SS kein Ton während der Vorstellung. Gibt es kein Dokument zur Bewerbung? Keine Darstellung der SS-Anwerbung? Zu Norwegen die Erklärung, er sei im Schreibdienst beschäftigt gewesen? Gibt es ein Dokument zum Einsatz? Wer war Auftrag gebende Stelle? Die Augenzeugen wussten nichts genaues. Nichts von den russischen Kriegsgefangenen. Die Flucht in den Kriegsdienst, lau

Love & Sympathy

Love and Sympathy Unerwartetes Treffen der Herren Doktoren Smirc und Warnix in Durlach. Dr. Smirc spricht von einer Familienfeier:  "Wie schön es war! Man hat über all die Jahre vergessen, wie wichtig es doch ist, einem Kreis einander verbundener Menschen anzugehören. Ich bin noch ganz erfüllt von den Gesprächen, Berührungen, Umarmungen. Zueinander gehören! Aufzugehen in einem warmen Gefühl. Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll, dieses Aufgehoben-sein. Noch immer singt und summt es in mir. Das Herz springt mir im Leib. Ich sag nur: All you need is love!*" Dr. Warnix, Psychagog und All-you-can-eat-Gourmet der ersten Stunde, schaut skeptisch: " Und draußen das Mädchen in der Kälte, an dem wir beide vorbei gegangen sind, was ist mit dem!? Hast Du ihm einen Euro gegeben? Kannst du ihm die Liebe geben, die sein Vater verlassen, die Mutter verweigert hat? Siehst Du da überhaupt noch eine Sehnsucht nach irgendetwas? Die Hälfte der Welt hass