Tagebuch Karlsruhe

Der Kongress neuerer Philosophie macht eine Pause. Schnitt Ein Stück entfernt von Hochhaus rauchen wir eine Rillo. Da fliegen eine Daunendecke und ein Laken herunter. Auf dem Weg zurück bekomme ich die Klage einer armen Frau und Mutter mit :" Der könnte auch mal helfen! Statt dessen liegt er den ganzen Tag mit der "Zeit" auf dem Sofa!" Im Traum stelle ich mir das elende Zimmer vor, in dem ein armer Junge versucht, etwas aus der intellektuellen Welt zu teilen. Wie gerne wäre er bei dem Kongress dabei. Ich gebe der Frau Geld für ein Taschenbuch für ihn und etwas für die Familie. * Jetzt, wo ich den Traum aufschreibe, erscheint er mir ziemlich romantisch. In welcher armen Familie fehlt es den Kindern an Möglichkeiten des Zugangs zur Bildung? Es fehlt wohl eher an Ermutigung, am Gespräch mit erfahrenen und begeisterten Leuten, die ihnen zeigen, wo es zur Stadtbücherei geht, an Leuten, die sie zu einem Vortrag einladen. Das ist nicht anders als i

Die Frage ist doch stets: "Kann Schönheit die Liebe ersetzen?" Aber Ruhm läßt die Sehnsucht durchhalten. Nicht veröffentlichter Leserbrief

Und noch einmal erkläre ich mir, worum es mir ging. Der Bau steht, die Schulden sind verweht. Mit einem Lächeln verlässt man die Bühne. Der Blumentopf der Ehre leuchtet tief in die Hügel Rheinhessens. Fern verklingen die Glöckchen. Triumph des Willens. Das ist der Lauf der Dinge. Der Auszug kann beginnen. Hinterlüftete Fassaden spiegeln den Glanz von Glorie und neiderfüllter Demut. In meinem Gesicht standen damals Enttäuschung und Wut. Rasch sagte man einander Tschüss. Kein Korken knallte, doch auch die Tür nicht. Froh zog ich aus der Backeskartoffel in die Butterbrezel. Es gab doch alles! Das Keyboard im Zimmer des Bürgermeisters, die Selbstbedienung von Ratsmitgliedern an Bauaufträgen, gewaltige Hallen und feine Weinkabinette. Was interessierten Währungszocken und Trutz am Bau? Was hast Du erwartet? Der Bürger mußte es wissen! Mich enttäuschte das Schweigen der zur Korrektur und Kontrolle Aufgerufenen. Schon einmal hatte ein Freund mich zu meinem Besten ermahnt. Als ich Planung

Hass in höchsten Tränen loben. Tränen über den Verlust der Idendität - mit dem Brüller von der Südkurve, mit der Megäre vom Clan des Ork, mit der Menge rund um die Scheiterhaufen. Tränen über den Verlust der Vorherrschaft.

Das Wort Erzählung, üblicher Sprachgebrauch: Narrativ, stößt mir bei einer idenditären  Konvertierten besonders auf. Allgemeinplatz, Banalität und Binsenweisheit assoziiert der Open Thesaurus. Meiner Erfahrung nach wird das Wort "Narrativ" - der Begriff kommt eben aus den angelsächsischen Essayfabriken - gebraucht, wenn sich hölzerne Abstraktionen in die Nebel der Spekulation begeben, um sich in Sumpf und Dampf der Ahnungslosigkeit wieder zu finden. Mit der Heftigkeit der Bekehrten besteht sie auf ihrer "Erzählung", einer simpel haltlosen Bekenntnisformel aus der Flüstertüte des Menschenhasses. Was bringt einfache Ideologen dazu, sich zur Anerkennung im Philosophischen zu recken? Brust-Ton raus! Ich muß zugeben: auch ich war Ideologe, mußte besser wissen, was doch bloße Glaubensfrage war, analysierte und definierte, was auch so und anders sein konnte, nämlich Sache der Absicht. Im Archiv ist so manches abgelegt. Nie hätte ich gedacht, dies, mich zu "verrat

Dr Warnix, Psychagog und in dieser Eigenschaft Ehrenvorsitzender der (Gehirn)Klempner ohne Grenzen, schreit auf:""Der wichtigste Intellektuelle?!" Kommt nach der poetischen Altersgeilheit nun die schwatzende Altersblödheit aufs Podest? Ist auch Philosophie nun Stammtisch?  Ihr jungen Leute: verlasst in Scharen die Vorlesungen des wendigsten modischen Genealogen nach 68, dem plötzlich Sitte und Privileg am Herzen liegen, als müsste er ein Kind in der Schule für Entstaltung unterbrimgen. Soll nun das Kind des Nazi in die Steinerschule müssen, nicht trotz sondern wegen der Eltern?  Vielleicht wäre Sitte statt Mode doch auch für etwas anderes gut: für die Abkehr von den barocken Schwätzern zu Kant und Schopenhauer. Revolution im ursprünglichen Sinn des Wortes und der Arendt. Nur etwas Urteilskraft erfordert."  Er verlässt wütend die zum Event verkommene Akademie.