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Schau mal, der Lüpertz!

Zu Sz 3.12. von Roman Deininger und Christiane Lutz
Siehe auch sz Feuilleton vom 13.12.21, Artikel 4/11 Lüpertz in der Oper von Tholl....

Wer hätte das gedacht? Kennst Du ihn, den Karlsruher mit dem Maybach? Ein Opernfürst sei er, ein Malerfürst! Viel hört man von solchen in den letzten Jahren. Eigentlich, seit die Generation Jadamals in Pension gehört. Der hat seine Wichtigkeit noch 20 Jahre vor sich her getragen, wo das U-Bahn Projekt Karlsruhe geholfen hat.

Im Markt gibts Weinprobiergläser ACDC als Geschenk. Ob der Großkünstler, wie das andere Genie Wagner, auch aufs Schnapsglas paßt?

Ist ne ältere Generation: die vulnerablen Genies aus den 50ern. Malerei vom Vintage, und -was für ein Wirtschaftswunder!- mit 80 noch mitten in der Pubertät. Das gehörte nach dem Krieg noch dazu, als man allerdings  noch eher an Picasso dachte, wenn das Wort Genie fiel. Ohne Genie kein Absatz. Heute kommen die Spießer der höheren Weihen zur Hauptsache aus der zweiten Reihe. (Da hilft kein Maybach.) Aber sie müssen ihre Rolle schon weiterspielen. Und das Feuilleton trägt die Verehrung hinterher.

Der zamonische Buntbär als älterer Meister. Muss man wegen so etwas den Karl Kraus bemühen, nach dem das Malerische und das Musikalische ohnehin immer recht haben? Ob farbig oder symphonisch geschmiert wird, die Kult-Dope wirkt stets ohne merklichen Widerstand auf die deutsche Seele.

Warum auch nicht. Mit 60 verdunstet die Wichtigkeit, die Tröge werden für den jüngeren Ehrgeiz reserviert und man zehrt von Erinnerungen des Aufstiegs. Die 68er, die den Karrieren der Autoritären öfter mal ein Bein stellten, wehren sich nun selbst gegen den Alzheimer im betreuten Wohnen. Letzte Chance für Überständer, also sogenannte Meister, nochmal etwas Schatten auf bunte Wände zu werfen. Spiegelfechten bis zum Schluss. U-Bahn oder Schauspiel: "Ein Bild malen, in dem sich Schauspieler bewegen." Bewegt sich das Genie im Text der sz auch würdevoll? Irgendwie Karlsruhe ohne zkm.

Stolz darauf, Adele nicht zu kennen? Hello from the other side! In Meiningen sehe ich nur die Wagnerquaste, tief eingetaucht in ein barockes Ich.

Was interessiert die Jugend sich für alte Männer? Einige haben vernünftigerweise Platz gemacht: Von Martin Walser hört man glücklicher Weise nichts mehr, dem Handke hat der Nobelpreis den Stift verklebt und auch Nizon kommt im "volltext" nur noch im Zitat eines angeraunzten Jungen vor. Ist das noch die Zeit für Wichtigkeitswichte? Die jungen Leute sind mir nicht sympathischer. Doch Pegide oder Genie des Kults: Was habe ich von denen je gewollt?

Richard, mein Freund und Mentor, wie vermisse ich die Regenschauer Deiner Fragezeichen! Du musstest schon mit 63 gehn. Jetzt wärst auch Du 79. Du musstest nicht "Meister" sein. "Ich und Welt", daß war Dir Grund und Abgrund genug. Und Mensch war Dir Verehrung. 

Liebe Jugend (bis 50)! Haltet euch nicht damit auf, Leute, die selbst im Sand der Ewigkeit noch zäh an ihren staubigen "Jugend"stilsesseln kleben. Zeit, selbst den Trog zu erobern. Er wartet voll Ungeduld!

Ihr müsst Euch jetzt auf die Kämpfe mit - und gegeneinander konzentrieren! Was gibt es denn noch von jenen und uns zu lernen? Okay: Geboostert sind wir schon. Und Lauterbach wacht. Uns steht an, der Generation der Enkel vorzulesen und für uns durch die Feuilletons der Jugend zu spazieren, mit Marc Aurel oder Bob Dylan in der Hand, den Fluß hinaus. Oder auch von Wagner oder Pink Floyd beduselt (die automatische Rechtschreibung will verbessern: besudelt...).

"Hello from the other side", ruft das Einhorn aus einem Menschen namens Adele.

6.12.21 Klaus Wachowski

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