Als Du in die Pubertät eingingst, riet ich Dir, zu handeln wie die Schimpansen von Ngo Ngo: Auch wenn Du der stärkste bist, versichere Dich der Freundschaft. Denn die Macht hält mit Angst nur kurz, mit Zustimmung lange. Und: was ist der Lohn? Zufriedenheit oder Angst und irgendwann der Sturz. Du hast die Auswahl der besten Banane und -nur vielleicht- privilegierte Fortpflanzung. Liebe? Gibt es das unter Schimpansen?
Jetzt, wo Du Dich anschickst, Deinen Platz unter den aus gleichem Recht geborenen einzunehmen, weise ich Dich darauf hin, dass Du einen Verstand hast und die Menschen mehr sind als Primaten: sie leben in einem Umfeld von Vernunft. Zumindest die meisten unter ihnen. Und sie, die Meisten wohl, wollen zu jedem persönlichen Ziel eins: unter Menschen sein. Erkannt und anerkannt.
Die Erdowanen, Putinaken oder Trumpianer leben noch wie pubertäre Schimpansen, suchen die Herrschaft in Gruppen und mit ihnen in der Gemeinschaft. Das Schicksal der Einzelnen ist ihnen egal. Andere Pubertäre suchen sie mithilfe anderer Gruppen zu stürzen. Aber reife, der Vernunft und Menschlichkeit bestimmte Menschen, bemerken, dass sie anderes, mehr brauchen: das Reden und Handeln unter gleich geachteten Personen. Sie suchen ihren Platz dort, wo sie sich wohl aber auch richtig und gebraucht fühlen. Wo die Freunde sich nicht von den Revierkämpfen der Schimpansenzeit lösen können, wirst Du sie verlieren und mit anderen erwachsenen Personen in das länger anhaltende Gespräch der Verantwortung eintreten. Du wirst über Fehler, Scheitern und in Faulheit sich verwandelnden Erfolg Dich selbst kennen lernen. Vielleicht schüttet ein Verlust Schmerzen des Lebens über Dich. Aber Du wirst selbst Person sein.
Dazu beglückwünsche ich Dich. Der Schimpanse in uns bleibt beim Leiden über eine nicht erfüllte Sehnsucht depressiv im Faulbett liegen, wütet, hasst sogar. Der Mensch öffnet die Augen, die Welt und die Menschen zu sehen.
Ich denke immer an den Nachbarn X: von Mißerfolg, unerfüllter Sehnsucht und einem großen Verlust geschlagen steht er des morgens auf, betrachtet die Sonne oder frierend den Regen. Dann geht er hinaus unter Menschen. Ich freue mich ihn zu sehen. Ist er reich oder arm, mächtig oder wie ich? Komisches Lächeln eines "Lost".
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