„Arno Schmidt. Eine Bildbiographie“ – Buchvorstellung und Lesung mit Jan Philipp Reemtsma, Fanny Esterházy, Joachim Kersten und Bernd Rauschenbach in Karlsruhe
Ich war dabei. Ein Heldenhgedenken für ein Werk von Sammlung und Collage. Ekel vor und Verachtung des Menschen in einer Breccie von Laut und Wort.
Backsteine von Büchern, aufgetürmte Zinsen unermüdlicher Reklame.
Nicht selten im Geschäft.
Vier Umstände: Bewerbung bei der SS, unklare Büro-Tätigkeit (sehr gute Englisch- Kenntnisse) im Krieg in Norwegen bei direktem Draht nach Berlin, 45 Flucht in den Kriegsdienst, Änderung des Geburtsdatums.
Zur Bewerbung bei der SS kein Ton während der Vorstellung. Gibt es kein Dokument zur Bewerbung? Keine Darstellung der SS-Anwerbung?
Zu Norwegen die Erklärung, er sei im Schreibdienst beschäftigt gewesen? Gibt es ein Dokument zum Einsatz? Wer war Auftrag gebende Stelle? Die Augenzeugen wussten nichts genaues. Nichts von den russischen Kriegsgefangenen.
Die Flucht in den Kriegsdienst, laut Wiki, um Urlaub zur Rettung der Frau zu erhalten. Zur Wehrmacht meldeten sich zu der Zeit nur Leute, die nicht zur SS wollten. Von woher meldete sich der englisch sprechende Schreiber im norwegischen Lager?
So genau weiß man nicht, warum er sein Geburtsdatum änderte. Ist das ein der Nachforschungen und Dokumentation nicht interessanter Umstand?
Er ist kein James Joyce (dessen intellektuelles Spiel auch mehr wert gehalten wurde als die Literatur einer am Leben leidenden und schreibenden Virginia Woolve), der sich nicht bei so etwas wie der SS bewarb.
Die literarischen Großprojekte einer ansonsten detailreichen Dokumentation eines literarischen Archivators mögen ebenso weiter Anderes, vielleicht besseres unter sich begraben. Das ist ebenso Lauf der Welt wie das in den Sand Versinken dessen, was dick aufgetragen wird. Einige leben davon. Andere würden von anderem leben.
Klaus Wachowski 7.11.17
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