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Noah zum Zweiten

Vorwort

Dialektkultur ist eine teigige, Normliteratur eine erstarrte teigige Angelegenheit. Sieh das ins Erzählerische geschweißte Leben in den Gärungen des Gemütlichen platzen.

Gibt es einen Raum außerhalb oder singt sich ein irres Wiegenlied herein? Philipp Roth hat keinen Bock mehr.

Vanitas!
Alzey, 11 2012,
Karlsruhe, 8 2019
Klaus Wachowski

Noah, Held Darkovans, wird vom großen Unflat des Imperiums in sein behutsames Seniorendasein entlassen. Als er erwacht, spürt er plötzlich darkovanische Schmerzattacken wie telepathische Feuerstrahlen. Sogleich stürzt er sich in die Produktion von Mundart. Palliatives von Hildegard brodelt in seinen Venen.  

Er schreibt.
*
"Wir starren auf Fotos, halten Pinsel und lesen Liebesbriefe aus Küche und Körper. Unsere Tage sind Selbstsucht vom Ich. Manchmal frage ich Denkweisen des Unvermeidlichen. Man bereitet mich auf die Edelbrände und Spitzenliköre eines viertägigen Feiermarathons vor. Ich schnuppere bei Turnern, sauge Rock'n'Roll. Dazu gibt es 20% auf Möbel und Matratzen in einem burlesken Galopp von Schostakovich..."

Wer verbringt schon den Abend allein? Heimat heißt hier die Volkskrankheit. Identität. Herzinfarkt ist Standard. Kann es denn etwas weltoffeneres geben als einen rheinhessischen Winzer? In der Kneipp- Anlage vergnügen sich die Vandalen.
Im Spiegel des Kontoauszugs erstrahlt die reine Seele von altem Schrot und Korn der Frommen und Reichen. 

Während die Jahre immer einsamere Menschheiten kochen, ist der Glaube aus königlichem Haus noch unterwegs zur Wiedergeburt Nietzsches. Ahriman lobt günstige Träume aus.

Eindrücke von Wohlaufgeräumtheit in der Provinz nehmen als ein Märchen von atomarer Wucht den Kritiker gefangen. Inspirationen erobern Gärten und Balkone. Der Schnorchelpfad wird ausgetrocknet, trinkt Bier beim Illuminaten von Ghom.
*
Alzey ist eine alte Winzerstadt mit Gewölbekellern. Ist die Lese vorüber, geht ein Aufatmen  durch die Region. Dann gärts in den Fässern. Ein Oeuvre breitet sich aus, es wird ruhig in den Weinbergen und Heimatdichtung lacht.
Da ist Almauftrieb zum Pärchenabend. Wir spüren die Erfahrung wohlwollender Gemeinschaft mit Verbindung zum Tantra.

Dialekter unterhalten  das Publikum mit Geschichten. Humoristische bis satirische Beschreibungen wechseln mit philosophischen, ja nachdenklichen Betrachtungen. Aber nicht nur gutes Essen und guten Wein, auch Nobelkarossen im Premiumsegment weiß man zu schätzen. Der Landrat ordert einen Frankenkredit.

So ist Kunst: Ohren gleiten bei Wortspielen und Stabreimen ins Dadaistisch-Drastische, philosophieren über Kulturen und enden schließlich im nöhlenden Sound skurriler Texte. 

"Weis- und Wahrheiten sind die Grundlage des Heimischen!", sagt der Dichter provokant. Schwatz, Schwitz und Sprachwitz zeigen des Barden poetische Wortgewalt.

Die Genießerwoche läßt aber auch wirklich keine Wünsche offen. Infostände werden gestürmt und pünktlich ertönen die Hörner der Jagdhornbläser. Bei Sicherheitsbeamten kommt es zu Konnotationen, ja: der drakovanische Botschafter erstattet Besuch. Unverhofft lädt die Labyrinthgruppe zum Erntefest, Band und Projekter geben eine Welt - Uraufführung mit finalem Akkord. Nur die Sauna kann noch zu den normalen Öffnungszeiten besucht werden.

Ist Noah nun auf einem Rattenplaneten gelandet oder im Kulturzentrum des Imperiums?

Herbst. Es beginnt die Zeit der fließenden Nasen. Doch während des Kräutertages erfährt man Gesundheit auf Seminarkosten inkl. Getränke. Im Rahmen einer repräsentativen Weinprobe ergeht sich die Verleihung des Kulturpreises kulinarisch im stilvollen Rahmen. Weinfreuden begeben sich auf eine Reise in die Köstlichkeiten der lallenden Sinne.
Großes zieht das tolle Flair, hervorragende Meinungen zu verkosten. Hier im Herzen von Zuckmayer leben Fröhliche und Freundliche. Überlassen wir uns also weinfroher Eröffnung zahlreicher Persönlichkeiten und Weinköniginnen des Lebens. Ihr charmanter Wein vermittelt ein Portfolio überschäumender Lebensfreude. Der Bürgermeister ist  sympathische Weinpräsentantin mit Schaufensterfigur. "Die Zwoa" heizen ein, rockig in den Saiten.

Was heißt da Traditionelles bewahren? Der neue Preisträger wird wohl keine Landeshauptstadt sein. Schausteller machen Aufwartungen. Er hat die Liebe zum Wein ja quasi mit der Muttermilch ausgesogen.

Ich verrate nur so viel: Jahr um Jahr Genußkürbis. Zwiebel und Ingwer mit der Gemüsebrühe in Olivenöl anbraten. Bei milder Hitze einige Minuten garen und die Alufolie unterrühren. Mit Salz ablöschen. Das schmeckt.

Den Ansprüchen aller Altersstufen wird man nun gerecht. Neben Wellnessangeboten gibt es mobile Nagelpflege von Kopf bis Fuß. Sanfte Haarentfernungen bei Funk und Firma befähigen zu  Wirkstoffen. Aber es gibt noch lange nicht genug Body-Sugaring. Falten bei Brustvergrößerung, Bestraffung und anderen Bereichen rufen nach Support. Hildegard von Bingen, die Heilerin und Visionärin, verfasste z.B. Erkenntnisse. Laut dem immer melancholerischeren Weisheitenvomator aus Karlsruhe gehört dazu auch der Energiekeks "Oniriti".

Gesamttext im Blog Spielwiese, Kunst und Reisen.

http://spielwiese-dada.blogspot.com/



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