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Goubran über Unfähigkeit

"Der Unfähige kann sich in einem weit höheren Sinn anpassen als der Fähige, denn er hat keinen inneren Bezug, keine wesensmäßige Beziehung zu seiner Stellung oder seinem Beruf.  Es geht ihm um nichts - und das zeichnet ihn aus."

Alfred Goubran

Wer sagt denn das? Ich war Rechnungsprüfer und schloss mit einiger Unfähigkeit Bekanntschaft.

Was Anpassen in einem hohen oder "weit höherem Sinn" sein soll, kann ich mir nicht recht vorstellen. Meint G damit Anpassung über Anpassung oder etwa angemessene Anpassung hinaus, also Bravheit, Kriechen? Dann sollte er es sagen, damit man ihn auch recht versteht.

Die Unfähigen, die ich kennen lernte hatten sehr wohl einen "inneren" egoistischen Bezug auf jeden Fall zu ihrer Stellung. Ihre Vorstellungen zum Beruf mögen von Unfähigkeit geprägt gewesen sein, aber dem eigenen Wesen waren sie schon gemäß.

Dem Wesen der Stellung und des Berufs waren andererseits wie ihre Beziehungen auch die der Fähigen oft nicht "gemäß". Wohl gab es Unterschiede im Verstehen, was sich aus Fähigkeit und Unfähigkeit -ohne Umweg über "Beziehung"- ableiten lässt.

Dass "Unfähige der Gesellschaft dankbar für ungerechtfertigten Aufstieg" waren, eine weitere Vermutung des G, konnte ich einmal feststellen, ein andermal nicht. Wie war das bei Sarrazin und Schröder, wie bei Handke und Houellebeq? Waren die fähig oder unfähig, wo lagen ihre Dankbarkeit/ Undankbarkeit?

In der "Verdrängungsgesellschaft" würden die Unfähigen begünstigt.

Ist das so? Ich habe dies und das Gegenteil erfahren.  Und ich glaube, dass das Problem nicht in der Förderung der Unfähigen liegt als in der Vielzahl aller,  auch der Fähigen: am Trog des Verlags drückt nicht nur die gemästete Unfähigkeit die unterenährte Fähigkeit weg. Da sind durchaus auch mal Berechtigte von "Fähigkeit". dabei.

"Solange der Unfähige nicht etabliert ist, ist er besonders auf Tarnung angewiesen. " Ist das nicht stets der Fall?
*

Resume:

Es geht G offensichtlich um "hohes Niveau". In der Verdrängungs-gesellschaft oder auch in seiner Gesellschaft des Ideals?

Ein Beispiel noch untrainierter Handhabung von Begriffen. 

Als unfähig würde ich G nicht bezeichnen. Aber ein Flop ist dieser Aufsatz schon. Klingt stark nach Heideggerschen Lodenknöpfen.

Was ich sehe ist der Ärger einer noch nicht nahe genug zum Trog gelangten Generation. Solchen hatte ich noch vor 10, 20 Jahren. Ich kann mitfühlen. Aber inzwischen sehe ich den Sand der Ewigkeit auf Dach-Höhe.

Ein anderes Phänomen ist bekannt: Die Beförderung bis zur Unfähigkeitsgrenze. Peter-Prinzip.

Ich sah es in der Hierarchie: dort gelangten fähige Fachleute durch Beförderung auf Leitungsposten, wo Leitung, nicht Wissen gefordert war, was oft zur Unfähigkeit in der Leitung führte, während fähige Leitungen oft nicht fähig im Fach waren. Ein stetes Ärgernis.

Ist G nun eher fähiger Leiter oder schlecht leitender Fachmann? Oder sind die Leute am Trog allesamt unfähig? Wer weiß? 

Es gibt allerdings auch Unfähige des Fachs und der Leitung. Sollen die "Fähigen" und die "Unfähigen" nicht einander stützen? Eine anders gedachte Verdrängungsgesellschaft hats eben nur mit den Fähigen...

Schon klingen Glocken über dem Vergessen. 

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