Fulda erinnern
Fulda kommt mir in den Sinn. Der Ort ist immer mehr in die Frühlingsecke meiner Erinnerungen gerückt. Der Sommer oder Frühherbst mit blauem Himmel über duftenden Wiesen und kühlen Waldwegen. Die Liebe war jung. Nicht anders als jetzt. Deine Haare, Dein Lachen! Ich mußte einen Witz nach dem anderen erzählen, um diesen Augenblick in meine Ewigkeit zu schweißen.
O je, Pathos! Aber so fühlt es sich an. Wir gehen nochmal hoch zu Friedhof und Kapelle. Wenige Vögel drucksen aus dem Schlaf. Ein Blick hinüber zu den Höhen der Rhön, hinunter nach Fulda. Wir waren jung.
Die Stadt schlief noch unter schlafenden Dörfern. Da waren noch Kühe auf Weiden und es wurden schwere Deckbetten verkauft. Wir lächelten über die provinzielle Gestalt, schüttelten den Kopf über die Herrschaft eines der Düsternis entstiegenen Bischofs. Wanderer aus Hirschhornseelen in schweinslederner Hose lautierten auf den Plätzen Altvorderes plus gesunde Gesinnung am Zapfhahn. Und der August schickte zornige Donnerwetter übers Feuerwehrmuseum.
Doch auch das gab es: Studenten, junge Familien, Jugend, die aus den langen Haaren heraus und in eine neue Welt hinein gewachsen war. Frei und sozial mit so etwas wie einem Gefühl für Weltverantwortung. Wir fühlten Zugehörigkeit.
Der Weg hinauf zum Schloss Adolphseck, wo das Café noch nach Exklusivität und teuer glänzte. Sollen wir uns eine Tasse leisten? Oder war es nicht doch schöner an Kiosk? Wir hatten einander und die neue Zeit. Und Erinnerung an Zeiten der Kindheit, die guten davon, vermischte sich mit meinen Tagträumen an Deiner Hand.
In einem Kaufhaus trinke ich einen großen Becher Café Crema, also einen einfachen Kaffee aber groß. Meine Generation hat's "weit gebracht."
Ich denke an das Frühstück mit Euch in der Jugendherberge mit dem Namen "Was machen wir heute?".
Ich mache gerne meine Meter. Gerne erinnere ich mich.
Klaus Wachowski 8.2.22
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