Hyperion im Turm
„Ich sehe hinauf zu den Bergen! Von wo kommt mir Hilfe?“
Lieber rot als tot
Not schlägt Freiheit tot.
Die Zeit der großen Monologe und Reden, der lauten Appelle und eindringlich leisen Ermahnungen ist gekommen. Willst du schuld am Tod des Nachbarn sein?
Schopenhauer lobt das damals neue amerikanische System der Einzelhaft als wirksame Maßnahme. Nimm dem Menschen den Menschen und er stirbt.
In dieser Zeit der anschwellenden Wichtigkeit steigt die Moral in ungekannte Höhen der Wirksamkeit. Wer es kann, von Populisten bis zum demokratischen Kandidaten, vom heiligen Journalisten zum Verantwortung spürenden Prediger setzt noch eins drauf.
Was werden wir entdecken wenn die Wohnungen geöffnet werden? Wird da nicht auch der Geruch von anderen Leichen in die Straßen der Wichtigkeit eindringen von Menschen, die die Angst nicht mehr aushalten, die Fanfaren der Panik nicht mehr ertragen, Mord in eingesperrter Beziehung, vom Giftgeruch einer düsteren Zeit in die Depression getrieben?
„Dass keiner aus der Reihe tanzt“ Freiwilliger im Bayerischen TV.
Der Intellekt benötigt Abstand - mehr als 1Meter 50 -, um die Welt erkennen und urteilen zu können. Aber auch die Begegnung. In der Quarantäne wird er durch die anschwellenden Marschgesänge des Wir zum Verstummen gebracht. Jetzt sterben nicht nur die Alten, an Corona und den erstickenden Sorgen der frommen Ermahner, jetzt wird aussortiert, was sich nicht gegen das Eindringen der Eindringlichkeit in den Raum des Ich wehren kann. Das Denken erstickt.
Auch hier kommt vor dem Tod die Kurzatmigkeit. Das sind so Kollateralschäden.
Du tötest deine Nachbarn, wenn du aus dem Haus gehst, Du tötest den Arbeiter aus Bangladesch, wenn du dieses Hemd kaufst, Du lässt dieses Kind verhungern wenn du nicht die x-Partei wählst.
Virginia Woolf geht in die Ouse. Von ihr wissen wir. Wie viele andere haben den gleichen Druck aus Angst und Moral nicht überlebt? Ich weiß was ich zu tun habe! Laß in Frieden, für wen Du Verantwortung hast! Du lehnst es ja ab, Dich vor ihm zu rechtfertigen!
„Gott zum Gruße!“ Nein! „Bleib gesund!“, Nein! Aber komme Jahre zurück zu einem „Guten Tag!“
Im von der Freiheit entkernten Raum kann jeder Unterfürst seine Polizei auf Untertanen jagen und die Bauklötze seiner Herrschaft anbetonieren.
Endlich das „Wir“ herauskehren, sozialer Egoismus. Man folgt brav und blökend den Narzißten, Ovationen, Hymnen, sich in die Brust werfende, vor der Verantwortung des VIP sich bückende Kabarettisten, in manchem Land auch der finale Todesschuß.
Dann der Kompromiss: Hofgang nun erlaubt, die Schutzzonen der Freiheit bleiben aufgehoben.
17.4.20 Klaus Wachowski
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