TTT zu Handke
Heidegger, Walser, Enquist, sie bereuten nicht. Handke aber bekam den Nobelpreis.
Schmock und Schmocke gehen darüber hinweg, die Ahnungslosigkeit von der Schulbank preist den Stil.
Titel, Thesen, Temperamente konnte es nicht lassen, sich mit dem Besuch beim Nobelpreisträger zu schmücken. Srebrenica wurde zum entfernt befragten Gegenstand. Man pries den Stil des Allesbeschreibers. Bei "Scheck" -hat er gegenüber Ranicki Drang, den Trump der Literaturkritik zu geben?- wurde dann deutlich: Man liest die Groschenromane zu 26 € und beruhigt sein schlechtes Gewissen gegenüber der Deutschlehrerin mit Hymnen auf das Unbekannte in Dichtung und sich feierndem Narzißmus, mag das Blech auch noch so klappern (unregelmäßige, rätselhafte Geräusche).
Das gehört zu den natürlichen Enttäuschungen, denen sich die Sehnsucht nach dem Wort in der Welt ausgesetzt sieht. Wüte nicht gegen das Schicksal!
Der nicht enden wollende Schulaufsatz des Klassenprimus: Bei uns hieß das "Beschreibung", die grässliche Tätigkeit, einen Gipsabdruck der Wirklichkeit einzufärben. Nach Ausschöpfung der Gegenstände mußte eines Tages auch das Thema "stiller Ort" (stiller Stil für Abort) auch einmal hergenommen werden. Bei der "Obstdiebin" ging es dann kilometerweit durch fotografierte Landschaften der Entleerung. Romanhaft gelang sogar das eine oder andere Anklappern von Gefühlsregungen. Stil genug!
Ranicki: "Nun, was hat er denn nun wieder geschrieben, unser lieber Handke?!" Der Blick aus der Höhe des Ruhms in die Fläche des Textes muß schwindelerregend sein.
Die Nobelbepreiser dachten sich wohl etwas dabei. Ein paar mystische Worte, Weihrauch, Faszination, daß Übliche zur Guruweihe. -
Halte es Srebrenica entgegen, wo andere Worte, anderes Fühlen des Lebens andere Seite anders zeigten! Vielleicht lässt der Schmerz sich literalisieren!
Enquist, der wirklich nicht schlecht beobachtet, geschrieben und nachgefühlt hat, hat das Lobhudeln auf Pol Pots Kambodscha nicht zurück genommen. Der weit geschätzte Langweiler Walser läßt die schäbige Behandlung Ranickis stehen. Heidegger, der Baller des Seins, wird von nur wenigen zur Rechenschaft gezogen.
Wenn die Zeiten des Ruhms vergangen sein werden, wird die Langeweile bei enttäuschten Literaturarchäologen noch ein wenig nachwirken.
Was bleibt? Laß Dich nicht auf den Ruhm ein! Und auch die Ruhmlosen, die ihn erstreben, wenn sie ihm zu "schreiben müssen" statt es dort zu tun und das zu spüren, wo Sehnsucht und Leid zu Hause sind.
Rezept: Lebe, (und auch schreibe)! Erst dann hast Du den Stein, an dem Du lesend Literatur auf Eignung für Dich prüfen kannst.
Sonst lese gerne auch jeden Dreck mit und ohne Preis. Ich tue das nicht anders. Aber lobe ihn nicht hoch zum Nobelpreis des VIP.
Meine Generation tritt ab. Manche holen sich noch, was sie bekommen können. Was soll's? Auch das Aufblenden hat nicht mehr genug Lumen, die Nachfolger abzuschrecken.
Karlsruhe, 14.10.2019
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