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Dr. Wirrs erstaunliche Welt

Dr. Wirr taucht die Spülbürste in die lauwarme Raum-Zeit- Brühe des Universums, blickt sich um, als er das Splittern seines Spiegels bemerkt. Ein grünliches Leuchten wie von einer Weihnachtsdeko. Wie gleichzeitig leuchtet es auch an seiner Hand grün auf, er spürt einen Schmerz, sieht die Wunde, hört das Wasser zischen. Bevor es dunkel wird, denkt er noch: "Gibt es doch Körper, die schneller als das Licht sind?" 

Als er in einem gekrümmten Raum - Zeit - Kontinuum erwacht, glaubt er einem Rechentrick des Kollegen Einstein aufzusitzen. Aber der Schwindel geht vorbei und neben dem  Raum ist wieder Raum, nach der Zeit scheint wieder Zeit in die Vergangenheit einzusinken. 

Er taucht seine Arme wieder ins Universum . Er tastet sich von Kraftknoten zu Kraftknoten auf der Suche nach seinem Heimatplaneten. Da eine aufgeblähte Sonne, dort der Strudel eines schwarzen Lochs. Unmöglich, außer zufällig, etwas zu finden. 

Zieht er an einem Teilchen, kommt es ihm manchmal vor, als bewegten sich andere gleichzeitig, als wären sie verbunden. Manche der zu Sonnen gelierten Kräfte bewegen sich auf exzentrischen Bahnen durch die Suppe. Und die Spuren von Licht, Schall, Schwerkraft usw. verwirren ihn mit einem Spiel von unendlich vielen Vergangenheiten. Oben die brüchigen Gespinste einer auslaufenden Rechenmaschine unter den Fettaugen kosmologischer Spekulation. 

Als er die doch sehr dünne Masse abfließen läßt, fragt er sich, was dieses ganze Ding am Atmen hält. So weit er auch zurück blickt, dieses Ausdehnen und Zusammenziehen des sogenannten Alles scheint keinen Anfang zu haben. Vor dem Urknall war schließlich nicht Nichts, und ein Ende wird wohl auch nicht sein. Es wäre doch längst eingetreten. 

Einstein ruft aus dem Nebenzimmer: Begreif doch: "E = mc2!"
Wirr zurück: genau: "E = x2"

Er nimmt die Kraft des inneren Rentners zusammen und schreibt:  

"Im Alles-Egal machen wir uns wichtiglose Gedanken. Ist es nicht schön?" 

*

Der Raum sei gekrümmt wie seine Lebenslust. Das Leben sei zwar schön wie eh und je. Das sehe aber nur so aus, weil seine Hoffnung auf geringeres Glück spekuliere. Wie der Raum gerade erscheine, weil auch unsere Augen und Instrumente gekrümmt seien. 

Was sei das für eine Anschauung! Da wären ja nichts neben, über oder unter dem Raum? Er könne das nicht glauben. Für ihn läge neben dem Raum: Raum. Und hinter wie vor der Zeit: Zeit. 

Was liege neben Gott, was sei vor ihm oder ihr gewesen?  Über den Gottesbeweis lachten sie, die Behauptung der räumlichen Endlichkeit erhöben sie zum Dogma. 

     *
Was sei das für eine Formel: E = mc2?

Warum nicht mx2 oder my2?  Warum werde nicht die Schall - sondern die Lichtgeschwindigkeit zum Quadrat genommen? 

Welcher Anschauung entspräche eine Geschwindigkeit im Quadrat? Eine Strecke ins Quadrat gesetzt entspreche dem Inhalt der Fläche. Eine Geschwindigkeit zum Quadrat aber welcher Anschauung? 
 
*
Die Phantasie, der die Relativitätstheorie entstamme, sei der Ritt auf einem Lichtstrahl. 

Was sehe die Person im Lichtstrahl? Nun: Was höre die Person im Überschallflieger bei Durchbrechen der Schallmauer? Könnten wir es wissen? In dem Augenblick, in dem das Geräusch oder die eingetretene Stille ihr Ohr erreiche, sei es Spur aus vergangener Zeit. Gleichsetzung von Subjekt der Erkenntnis und seinem Objekt. In Religion und Philosophie ein Wunder  - in der Wissenschaft sei es ein Unfug. 

*

Freund Smirc unternimmt einige  Betrachtungen zur Beschaffenheit der Welt. 

Für einen Anfang des Universums finde er keinen Hinweis aus der Wirklichkeit. Was sei vor dem Urknall gewesen? Doch wohl Materie und/oder Energie. Die größere Gewißheit liege in der Vermutung, daß Materie und Energie schon immer gewesen seien. Da sei nie und nirgendwo eine Möglichkeit von "Nichts" erkennbar

Die Zeit sei unendlich fortschreitend, der Raum unendlich ausgedehnt. Vor Anfang und Ende dieses Universum sei - Zeit, außerhalb des Raums sei - Raum. .

Kraft sei ihm Eigenschaft von Körpern. Gravitation, Elektrizität, Magnetkraft, Schall, Bewegung, Licht seien nicht für sich erkennbar. Es bedürfe eines Körpers, Instruments, Sinnesorgans, sie - im Wirken, in der "Wirklichkeit" -erscheinen zu lassen.

Das Licht -etwa von Sternen- erreiche uns, nachdem der leuchtende Körper sich längst verändert habe, unter Umständen untergegangen sei. Wir sähen im Licht Spuren eines Vergangenen. So bleibe anzunehmen, daß der vorgeblich leeren Raum ein Medium sei, das die Spur sichtbar halte. 

Und könne nicht umgekehrt angenommen werden, daß Raum und Zeit überall von Kräften - aus Körpern - erfüllt sei und wir die Veränderung in ihnen als Spur wahrnehmen? 

*
Seien die Körper Ursprung von Kräften oder gelierte Ansammlungen von Kräften, oder beides?

Er denkt an die Beschaffenheit der Körper, Sinnesorgane, Instrumente, die ja nach der Erkenntnismöglichkeit konstruiert seien.

*
Seien im Ozean der Kräfte Körper möglich, die schneller sind als Schall? Gäbe es überhaupt eine Beschränkung von Geschwindigkeit in den Körpern? Wie schnell übertrage sich ein Impuls von der einen zur anderen Seite eines Körpers? 
*
Dr. Warnix, Psychagog und heißer Quantenberg, meint, man müsse sich die gleichzeitige Anwesenheit von einem Teilchen an zwei Orten doch anschaulich erklären können! 

*

Sei der Raum ein dichter Körper, in dem sich das Photon spiegle? Und die Katze Physik wollte mit beiden Knäueln gleichzeitig spielen? Was, wenn der Raum ein Gewebe wäre, das beim Zug an einer Faser Bewegung gleichzeitig nicht nur an einem Ort zeige? 
***
Hier enden die Aufzeichnungen des Dr. Wirr. Er wolle sich von Rechentricksern nicht die Zunge zeigen lassen.

Klaus Wachowski 31.10.2019
 



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