Sie nutzen die Gelegenheit des Ärgers über eine Verspätung zu Bemerkungen über Ausländer und Flüchtlinge, die nach Ihrer Meinung bevorzugt günstig fahren und bei Schwarzfahrten zu milde behandelt werden. Was für ein Staat, der seine Leute verrate!
Einige Mitfahrer versenken sich in ein peinlich berührtes Schweigen.
Endstation. Ich äußere beim Gehen, meine Verstimmung über "eine selten erlebte Gehässigkeit". Sie rufen hinter mir her: "Gutmensch! Ja schau Dir den mal an! Etwas Besseres! Wie der herausgeputzt ist."
Um Dich an Schwächeren auszulassen, mußt Du Dich gegenüber dem anständigen Beobachter als Benachteiligt ausgeben. Dann kannst Du die Mißhandlung von Schwächeren als Ausgleich der Benachteiligung verkaufen, ohne moralische Blessuren befürchten zu müssen.
Wie Viele andere so wuchs auch ich unter Armen auf. Unter uns galt der Satz: Auch arme Leute haben ein Recht auf und eine Verpflichtung zum Anstand. Der Prolet als Gutmensch? "Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral" sollte bei uns nicht gelten.
Der Anstand kam in meiner Generation in Mißkredit, weil er gegen uns Junge ausgespielt wurde als eine Art moralische Verpflichtung zum Bravsein. (Der alte Trick: Konfuzius gegen Buddha).
Die drei gehässigen Damen hätten auch früher den Anstand für sich beansprucht und den noch Ärmeren und den, jenen in Schutz nehmenden, Stärkeren als unmoralisch und arrogant denunziert.
Der Pegida muß auch von den Armen ihre Unanständigkeit gesagt werden: ihre Gehässigkeit, in deren Erfolg ihre Gesichter schadenfroh erglänzen. Auch die noch Schwächeren haben ein Recht auf Anstand.-
Um den peinlich berührten Mitfahrern zu zeigen, daß der Anstand ein Recht auf das Wort hat.
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