Samarkand
Der Rinok von Samarkand ist irgendwie schön und wenn man davor steht wohl auch beeindruckend. Prachtvolle Gebäude eines gewalttätigen Eroberers**. Es ist düster.
Eine andere Dunkelheit wölbt sich über der Runde vor dem Altarraum. Die Mühseligen und Beladenen haben sich etwas Kerzenlicht bereitet. Die schwachen Linien, das schwache Leuchten, der weiche Übergang ins Dunkel.
Ich verstehe nicht! Man geht doch in eine ganz andere Welt, wenn der Horizont nicht ins Grauen sondern ins Vertrauen mündet. Und doch findet sich oft gerade bei besonders Stolzen und Freien eine besonders sklavische Bewunderung der Schönheit, die selbst vor dem architektonischen Herrschaftsprotzen, vor den Balzgesängen des Ich, nicht aus der Verzückung ins Erbrechen fällt.
Es hat sich beides erhalten: die Freundlichkeit des Menschen und die Feigheit vor Protz und Herrschaft. Selbst in den Gebeten der Religion der Nächstenliebe wird dem Herren, Führer, König der Welt geschmeichelt und dem Menschenbruder nicht Liebe sondern Bravheit geheuchelt. Gehorsam, nicht Nächstenliebe ist der Antrieb von so manchem Weisen, der sich damit die Berechtigung erkaufen will, nach Unten zu treten, sich über den Normalmenschen zu erheben. Gierige Pegiden mit Bachelorabschluß oder Sehnsucht danach.
Ich schaue wieder ins Halbdunkel. Im Sandkasten der Ewigkeit habe ich einige Körner von dieser Seite auf die andere gelegt. Ich betrachte mein Werk. Es war eine schöne Zeit. Ich glaube, daß es die Welt nicht unerträglicher gemacht hat und gut gewollt war. Wenn das Läuten der Glocken mich auf dem Nachhauseweg einholen wird, kann ich mich vertrauensvoll in die Freude sinken lassen. Hoffe ich.
Ein Kind staunt ins Blau der Moschee von Samarkand. Sie ist wunderschön. Und schöner das, aus dem das Staunen kommt..
7.12.17 Klaus Wachowski
** Karl der Große oder Stalin waren nicht weniger grausam als Timur Lenk
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