Ich bin einsam und brauche Leute. Also Kultur, egal was. Eine Lesung aus einem Buch über Karikaturen. Na ja!
Der Mann ist begeistert von seinem Lebensthema Freiheit und Entwichtigung. In Zeiten des angeschwollenen Narzißmus sehr sympatisch.
In seiner Darstellung befaßt er sich intensiv und beleuchtend mit der Karikatur und weist auch im Leben der von ihm besuchten Stars dieser Kunst Linien der Entwicklung auf, die deren Suche sympathisch und begreifbar machen.
Irgendwie geht es um das Aus dem Weg Räumen von Haufen der Wichtigkeit, um wieder etwas von der Wirklichkeit erkennen zu können.
Es geht auch um Tabu-brechen. Ich frage nach Tabus in Deutschland, nachdem Karikaturen zu den islamischen und englischen (Lady Di) vorgestellt worden waren.
Da verliert die Vernunftsteuerung den Halt. Und Stanley Beamish, sonst schlapp und lahm, wurde Mr. Fabelhaft, immer wenn er die Pille nahm. Sie heißt hier Ich-will-mehr. Freiheit unbegrenzt.
Er entdeckt im Streit um die iranisch lancierten Holocaust-Karikaturen eines der stärksten Tabus in Deutschland. Man hätte die üble Sache doch auffangen und wenden sollen. Das wäre angemessener als peinliches Schweigen gewesen.
Ein Tabu heißt: Du sollst nicht töten. Es hat seinen Grund, dem keine akzeptierte Karikatur je eine Nase gedreht hat. Andere Karikaturen mag es wohl geben.
Die Entmachtung von Götter- oder Guevaragestalten, Gurus und Volkshelden, Königs-, Priester- und Wagnerbommel in den Köpfen ist gerechtfertigt und wartet ungeduldig auf einen Hundekotbeutel aus einer spitzen Feder.
Aber:
Du willst doch keine Karikatur über den Gang ins Gas, das Versinken im Mittelmeer und über den Schmerz darüber machen?
Hasspredigten und Hasskarikaturen. Es gibt sie tatsächlich. So brauchst auch Du einen kritischen Kopf.
Es bleibt eins: unterscheiden können und - wollen. Das Recht auf Lächerlichmachen nicht als Tabu gestalten.
Ohnmächtige entmachten? Verletzte verletzen?
Über der Menschenmöglichkeit steht der Mensch. Ich denke: da bleiben wir einig.
26. 4. 2017
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