Lauterbourg
Die Straße der gezackten Beleuchtungselemente entlang. Durch deutschlastige Siedlungshäuser a la 50er Jahre. Es wird gewählt, wie sich herausstellt, hat die Republik doch noch Unterstützung. Ein Wahlausschuss von vier Personen! Er läßt den Fremden nicht ein. France ist noch nicht Europe.
11 Leute wollen Präsident werden. Kann das Amt bei einer solchen Beteiligung überhaupt wichtig sein? Der Ehrgeiz der Parteien hätte im Fall der Bedeutung doch zu einer extremen Konzentration auf wenige Spitzen führen müssen. Oder ist das Parlament eine so schlaffe Institution, daß der Ehrgeiz sich lieber hier als dort dem Bürger vor die Füße wirft (wofür er sich später rächen wird)?
Wichtige Frage: Nutzt Caesar bzw. seine Mutter wie in den USA auch hier die Instinkte, um zur Führung zu gelangen? Der Haß hat jedenfalls auch in der mit Recht stolzen Republik seine Prediger des Wir losgelassen und die passenden intellektuellen Begleiter schwiemeln sich an, surfen von der linken auf die rechte Welle.
Ein älteres, zufrieden scheinendes Paar. Dr. Warnix kann nicht glauben, daß Leute wie sie sich einpeitschen lassen. Oder diese junge, gestreßte Familie, die sich ein Eis gönnt.
Ausgebleicht gelbe Tulpen um noch abgedeckte Brunnen. Man gibt dem Dorf einen grauen Glanz. Und gerade das erinnert mich an die prunkende Leere eines rheinhessischen oder pfälzischen Dorfes: Schaut, wir sind unter uns!
In Deutschland wandern die Armen und Freien ab in die Städte, verlassen eine betonierte Wüste des Schweigens, von Bauarbeiten an Umzäunungen rhytmisch auf Samstag getrimmt.
Hier sind die Grundstücke und die Räume des Schweigens zwischen ihnen größer. Die Netze sind zerrissen, zwischen den gewürfelten Anwesen gigantische Blasen des Vakuum. Gibt es noch irgendwo Singvögel? Flieht!
Man fischt, führt den Hund aus, fährt hinaus in ein unsichtbares Nirgendwo, zurückkehrend in die Unsichtbarkeit. Auch hier: es gibt keine Nachbarn. Hat etwas von DDR und von dem, was sich danach als Kern des Wir zeigte. -
Angeblich stirbt das Dorf in Polen. Im Westen ist es schon lange geschehen.
Der Zug füllt sich mit Flüchtigen vom Ziel Stadt. Dort gibt es Liebe und Traum. Und Einsamkeit der Fülle. Dort gibt es mehr als Freundschaft und Liebe: Leute, sich einander zu nähern!
Reumütig kehrt der Fremde zurück aus der Suche nach Heimat, -die nichts gewährt als krude Mundart-. Vertraut, geliebt, freudig begrüßt in der Fremde.
Hallo Jungs, was singt Ihr für einen Blödsinn vom Land? Und die Ausstellung "Heimat" zeigt den Ursprung menschlichen Schreckens.
24.4.2017 Klaus Wachowski
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