Handke oder Houellebecq? Wer ist schlimmer?
Die Republik der Intellektuellen scheint sich im Jahr 1810 zu befinden, als sich in den jüdischen Salons die schwiemelnden Judenhasser der -noch- aristokratischen Romantik breit machten. Oder im philosophischen Seminar des Heidegger, wo die guten Freunde sich plötzlich nicht mehr bei Hannah Arendt meldeten. In Italien läuft das über cingue stelle, in England über Brexit. Ungarn und Polen zu erwähnen: Auch dort dürfte der Verrat an den humanitären Werten längst die Übermacht über die betroffen schweigenden Reste aus der 68er Nachfolge haben.
Houellebecq ist so wenig wichtig wie Handke, der sich jetzt auf die Lippen und in den Nobelpreis beißt. Das Problem sind die Verehrer*innen. Der Mann hat schon längst gezeigt, wie fern er den Gefühlen der Menschen ist, wo er in den Elementarteilchen mit Sexquatsch die Aufgeklärten in seine Kolonialdenke lockte. Ich war erstaunt, wie begeistert zwei Freunde aus der Männergruppe auf ein Buch der Gleichgültigkeit, ja der nackten Aversion gegen die Person reagierten. Inzwischen kann der Alte seine Lippen nicht mehr über den Zähnen halten, nachdem ihm höherer Ruhm als der der Verkaufszahl versagt blieb. Da hat Handke es besser, wo das Vergessen sich bereit macht.
Ich würde den Houellebecq dem Stil, der Haltung ist, eher dem Sarrazin vergleichen, der seine persönliche Enttäuschung über Missachtung durch die relevanten Intellektuellen in Aversion gegen die niederen Stände, insbesondere die Ausländer, umwandelte. Auch er ein Staatsarbeiter, dem der Staat zuwider ist. Nämlich die Republik.
Aber die von ihm zu besonders Fremden gemachten Einwanderer von der anderen Seite der Kolonien wissen sich zu wehren. Das neue Europa, hier aus Marokko, Algerien, Senegal, China schreibt ihn ab, und das so, daß ihre Werke bleiben werden, während er zur Fußnote des Neorassismus mit kolonialer Färbung floppt. Da hilft auch kein mit hoher Stimme und geringer Ahnung zitierter Schopenhauer: der hatte mit den Antisemiten in den jüdischen Salons nichts zu schaffen. Sie gehörten für ihn wahrlich zur "Fabrikwaare der Natur". Denn schlechte Haltung machte auch ihm schlechten Stil.
Was der versteckte Adels-Antisemitin Droste dennoch -oder eben deshalb?- zu langem Nachlauf in deutschen Lehrbüchern verhalf.
Sie ruminieren den Untergang des Abendlandes, wo sie an dem der Republik der freien Person werkeln.
Den aus 68 übrig gebliebenen Intellektuellen bleibt zu wünschen, daß sie dem Wunsch auf ein Nachleben an den von den Jungen erobert werdenden Literaturtrögen widerstehen können.
7.1.23
Die Republik der Intellektuellen scheint sich im Jahr 1810 zu befinden, als sich in den jüdischen Salons die schwiemelnden Judenhasser der -noch- aristokratischen Romantik breit machten. Oder im philosophischen Seminar des Heidegger, wo die guten Freunde sich plötzlich nicht mehr bei Hannah Arendt meldeten. In Italien läuft das über cingue stelle, in England über Brexit. Ungarn und Polen zu erwähnen: Auch dort dürfte der Verrat an den humanitären Werten längst die Übermacht über die betroffen schweigenden Reste aus der 68er Nachfolge haben.
Houellebecq ist so wenig wichtig wie Handke, der sich jetzt auf die Lippen und in den Nobelpreis beißt. Das Problem sind die Verehrer*innen. Der Mann hat schon längst gezeigt, wie fern er den Gefühlen der Menschen ist, wo er in den Elementarteilchen mit Sexquatsch die Aufgeklärten in seine Kolonialdenke lockte. Ich war erstaunt, wie begeistert zwei Freunde aus der Männergruppe auf ein Buch der Gleichgültigkeit, ja der nackten Aversion gegen die Person reagierten. Inzwischen kann der Alte seine Lippen nicht mehr über den Zähnen halten, nachdem ihm höherer Ruhm als der der Verkaufszahl versagt blieb. Da hat Handke es besser, wo das Vergessen sich bereit macht.
Ich würde den Houellebecq dem Stil, der Haltung ist, eher dem Sarrazin vergleichen, der seine persönliche Enttäuschung über Missachtung durch die relevanten Intellektuellen in Aversion gegen die niederen Stände, insbesondere die Ausländer, umwandelte. Auch er ein Staatsarbeiter, dem der Staat zuwider ist. Nämlich die Republik.
Aber die von ihm zu besonders Fremden gemachten Einwanderer von der anderen Seite der Kolonien wissen sich zu wehren. Das neue Europa, hier aus Marokko, Algerien, Senegal, China schreibt ihn ab, und das so, daß ihre Werke bleiben werden, während er zur Fußnote des Neorassismus mit kolonialer Färbung floppt. Da hilft auch kein mit hoher Stimme und geringer Ahnung zitierter Schopenhauer: der hatte mit den Antisemiten in den jüdischen Salons nichts zu schaffen. Sie gehörten für ihn wahrlich zur "Fabrikwaare der Natur". Denn schlechte Haltung machte auch ihm schlechten Stil.
Was der versteckte Adels-Antisemitin Droste dennoch -oder eben deshalb?- zu langem Nachlauf in deutschen Lehrbüchern verhalf.
Sie ruminieren den Untergang des Abendlandes, wo sie an dem der Republik der freien Person werkeln.
Den aus 68 übrig gebliebenen Intellektuellen bleibt zu wünschen, daß sie dem Wunsch auf ein Nachleben an den von den Jungen erobert werdenden Literaturtrögen widerstehen können.
7.1.23
Kommentare
Kommentar veröffentlichen