Die innere Leere des Norbert Gstrein, als er durch die Weiten der USA fährt, kommt mir bekannt vor. Er ist jetzt auch nicht mehr der jüngste und macht sich in einem nett geschriebenen Bericht in der volltext unter anderem darüber lustig, daß ein 65jähriger einen flott optimistischen Titel, ungefähr so "mit 65 in die Kurve" geschrieben hat. Ihn graust noch vor der Zeit,die darauf folgt.
Ich bin in ihr angekommen. Mir ist da weder Schwung noch Angst. Letzteres überlasse ich der Jugend für Corona. Ich kann Entwarnung geben: man wird müder, die Zeit weht als ein Schatten vorbei, die Weiten des amerikanischen Horizonts verlieren sich im Vergessen.
Der Stil des Gstrein ist schön klar, ohne jede Beimengung von allergenen Beziehungsstoffen. Ansonsten macht man halt irgendetwas: rast die Straßen auf und ab, gibt langweiligen Unterricht, schaut aus so manchem Fenster. Er wartet wohl auf irgendetwas Großes. Man fährt im Leerlauf das Leben entlang, lässt die Sache gemütlich rollen. Weiß nicht, wozu das alles, findet es aber ganz okay. Liebe oder Sorge sind kein Thema.
Ich kenne so etwas um meine Zeit von Ende zwanzig. Dieses Alzey, in das ich mich aus einem nicht näher bestimmbaren Überdruss gerne hatte versetzen lassen, war nach meinem Empfinden, das auf irgendetwas Großes von Wichtigkeit und Ruhm hinausging, von lächerlichen lokalpatriotischen Wünschen und Vorstellungen zerrissen und brauchte nur einige kluge Köpfe wie mich, um zu einer sozialistischen und freien Entwicklung zu kommen. Aber auch das Literarische zog mich in eine unbekannte Sehnsucht. Ich zog nicht durch Weiten, sondern durch enge Gassen, saß an einsamen Theken und schrieb in leeren Cafés, was der Tag mir so eingab, nach Vorbildern aus der Zeit von Karl Kraus. Es gefiel mir an diesen leeren Sonntagen, diesen geschwätzigen Abenden, an denen auch manche Pläne zum Umsturz gewälzt wurden.
Aber das Herz war einsam. Es rollte im Leerlauf die Jahreszeiten entlang, fühlte sich in aller Langeweile nicht gelangweilt, ja ganz wohl, fühlte in allem eine gewisse Gleichgültigkeit des Fortgangs der Zeit. Dann kam und interessant wurde es erst mit der Liebe.
Unter den Befreiungen und Bedrängnissen der Liebe begann ich mich dann ab und zu wieder nach der Leere der Einsamkeit zu sehnen. Dort angekommen aber wieder nach ihr.
So lese ich mit mehr als 65 einen Bericht aus der amerikanischen Leere, fühle eine gewisse Erfrischung und kehre zurück in - das leben des Lebens. Alt geworden gerne mit etwas weniger Weite.
25.3.2020
Ich bin in ihr angekommen. Mir ist da weder Schwung noch Angst. Letzteres überlasse ich der Jugend für Corona. Ich kann Entwarnung geben: man wird müder, die Zeit weht als ein Schatten vorbei, die Weiten des amerikanischen Horizonts verlieren sich im Vergessen.
Der Stil des Gstrein ist schön klar, ohne jede Beimengung von allergenen Beziehungsstoffen. Ansonsten macht man halt irgendetwas: rast die Straßen auf und ab, gibt langweiligen Unterricht, schaut aus so manchem Fenster. Er wartet wohl auf irgendetwas Großes. Man fährt im Leerlauf das Leben entlang, lässt die Sache gemütlich rollen. Weiß nicht, wozu das alles, findet es aber ganz okay. Liebe oder Sorge sind kein Thema.
Ich kenne so etwas um meine Zeit von Ende zwanzig. Dieses Alzey, in das ich mich aus einem nicht näher bestimmbaren Überdruss gerne hatte versetzen lassen, war nach meinem Empfinden, das auf irgendetwas Großes von Wichtigkeit und Ruhm hinausging, von lächerlichen lokalpatriotischen Wünschen und Vorstellungen zerrissen und brauchte nur einige kluge Köpfe wie mich, um zu einer sozialistischen und freien Entwicklung zu kommen. Aber auch das Literarische zog mich in eine unbekannte Sehnsucht. Ich zog nicht durch Weiten, sondern durch enge Gassen, saß an einsamen Theken und schrieb in leeren Cafés, was der Tag mir so eingab, nach Vorbildern aus der Zeit von Karl Kraus. Es gefiel mir an diesen leeren Sonntagen, diesen geschwätzigen Abenden, an denen auch manche Pläne zum Umsturz gewälzt wurden.
Aber das Herz war einsam. Es rollte im Leerlauf die Jahreszeiten entlang, fühlte sich in aller Langeweile nicht gelangweilt, ja ganz wohl, fühlte in allem eine gewisse Gleichgültigkeit des Fortgangs der Zeit. Dann kam und interessant wurde es erst mit der Liebe.
Unter den Befreiungen und Bedrängnissen der Liebe begann ich mich dann ab und zu wieder nach der Leere der Einsamkeit zu sehnen. Dort angekommen aber wieder nach ihr.
So lese ich mit mehr als 65 einen Bericht aus der amerikanischen Leere, fühle eine gewisse Erfrischung und kehre zurück in - das leben des Lebens. Alt geworden gerne mit etwas weniger Weite.
25.3.2020
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