Unterm Magnolienbaum
Richard ist bei mir. Einer, der weiß, was der Ruf
heißt: "Vater, warum hast Du mich verlassen?" Ich glaube, man muß es
nicht selbst erlebt haben. Liebe zu den Menschen genügt.
Wie viele sind dem Leiden trotz aller Hilfe
ausgesetzt! Hilflos einsam im Kampf zwischen Liebe und Angst.- Niemand unter
den Lieben und Freunden will sie verlassen. Aber dann ist die Kluft zu tief,
ist es zu spät an der Zeit.
Ach Richard, was können wir tun?!
Er legt die Hand auf meinen Arm und zieht eine neue
Frage aus seinem Wörterbuch. Er lernt gerade wieder Kroatisch. Weiß stehen die
magnolischen Blüten vor Blau.
Jean Paul öffnet eine Zykel Frühling.
*
Jean Paul, mein Dank erreicht Dich in diesem Jahr spät!
Du begleitest die Leser in die romanhaften
Exotenparadiese der Liebe. Zeigst unterm Grün auch wie der schwarze Wurm an der
Wurzel der Sehnsucht nagt. Bücklinge, Gemeines, Selbstherrlichkeiten. Über dem
lächerlichen Pathos aber den Ernst der Liebe, Zerstörung und Berührung im
Abgrund der Schmerzen.
Für Deinen mitfühlenden Blick beim Vergehen zweier
liebend Sterbenden danke ich Dir. Für die Frühlingswiesen und italienischen
Träume, die sich vor, hinter und um stürzende Hoffnungen erstrecken. "Der
Tod im Leben, nicht das Leben im Tod"!
Ich habe Dein Grab gesehen, kultvolle Verehrer, die
sich besser beim kollernden Wagner anstellten, eine aus Deinen Romanen
hervorgekrochene Kreatur des Ehrgeizes, einander übersteigende Bruder- und
Schwesternschaften. Aber auch ursprüngliche Begeisterung - selbst dort. Und die
Toccata Bachs holte mich zurück ins Vertrauen.
Jetzt, wo ich auch immer wieder einmal durch Höhlen
-(Hallo Richard!)- und Abgründe von Gefühlen der anderen Sphäre gehen muß, sehe
ich gerne zurück in Deine Landschaften.
*
Seit an Seit marschieren VIP und PROLL vorbei. Hype.
Richard winkt ab, Jean Paul macht einen ironischen Bückling.
Karlsruhe streut Krokusse um Spielplätze und Gräber.
Es läutet Mandelblüten zur Passion.
Klaus Wachowski 23.3.2017
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